Griechische Inseln

Urlaub auf Naxos

Was könnte die Seele mehr beflügeln als ein Urlaub auf einer traumhaften griechischen Insel? Ich lasse die Zeit vergehen, atme die frische Meeresbrise ein, erfreue mich an den typischen schneeweißen Häuserfronten, die mit dem blauen Himmel und dem kristallklaren Meer ein herrliches Bild ergeben. Dann gönne ich mir in einer urigen Familientaverne ein köstliches, regionales Gericht und vielleicht trinke ich dazu auch ein Glas berühmten griechischen Wein. Das Temperament der Bewohner, die würzigen Speisen, die unfassbaren Aussichten auf die vielseitige Natur, das mediterrane Klima: Was gibt es an Griechenland nicht zu lieben? Diesmal hat es mich auf die größte Insel der Kykladen verschlagen, eine Perle in der Ägäis: Naxos. Die fruchtbare Insel besticht durch ihre vielfältige Flora, ihre privaten Felsenbuchten, geheimnisvolle Ruinen, malerische Sandstrände und zusätzlich ein paar Geheimtipps, von denen ich euch unbedingt berichten möchte. Macht mit mir eine entspannte Rundfahrt und entdeckt verschiedenste Sehenswürdigkeiten. Solltet ihr euch vorab fragen, wann denn die ideale Reisezeit für eine Fahrt hierher ist: Vor- oder Nachsaison sind die Stichworte. Im Hochsommer ist es hier brütend heiß. Sofern ihr also die Möglichkeit habt, fahrt am besten im Mai, Juni oder September hierher.

Der erste Eindruck

Seid ihr auf den Weg nach Naxos oder kommt gerade dort an, fällt euer erster Blick auf den höchsten Berg der Kykladen Inseln: den Zas. Wer Griechenland liebt, hat auch ein Fable für die Mythologie. Der knapp über 1000 Meter hohe Berg wurde nach dem Göttervater Zeus benannt, der auf Naxos seinen - später für seine ausschweifenden Feste berüchtigten - Sohn Dionysos gezeugt haben soll. Doch ich habe meine Wanderschuhe zu Hause gelassen, deswegen berichte ich euch lieber über das Wahrzeichen der Insel, welches man von Postkartenmotiven oder Reiseberichten bestimmt schon kennt: die Portara. Die werdet ihr als Erstes sehen, sofern ihr mit dem Boot die Insel ansteuert. Diese majestätische Ruine eines beinahe 6 Meter hohen Tempeltors erinnert ebenfalls an die griechische Mythologie. Einst gelangte man durch dieses Tor in einen glorreichen Apollon-Tempel. Das Tempeltor ist aus naxischem Marmor und besonders zur Abendstunde, wenn die Sonne untergeht, bietet es einen atemberaubenden Anblick. Es steht auf einer Art Halbinsel vor Naxos und bietet einen traumhaften Blick auf die strahlend weiße Altstadt der Insel.

Eine wunderschöne Altstadt mit märchenhaften Pfaden

Nach dem Blick vom Tempeltor auf die reinweiße Altstadt der Insel müsst ihr unbedingt dorthin. Die Inselstadt ist definitiv einen Besuch wert: Im Gegensatz zu bestimmten Altstadtkernen anderer griechischer Inseln ist die sogenannte Chora von Naxos sehr ursprünglich belassen. Hier werden keine voll beladenen Touristenbusse und Kreuzfahrtschiffe auf das Städtchen losgelassen. Hier finden sich nur vereinzelte kitschige Touristenshops oder Stadttouren. In der Chora seid ihr besser aufgehoben, wenn ihr euch einen Tag lang Zeit nehmt und einfach drauf losspaziert. Die venezianisch-kykladische Architektur und der landestypische Mix aus knalligem Blau und strahlendem Weiß wird euch regelrecht bezaubern. Ich war jedenfalls schon von der Stadtfront am Hafen begeistert. Man bekommt gleich eine ganz andere, wesentlich entschleunigte Stimmung, wenn man hier dem Klang der leichten Wellen lauscht, das sommerliche Geräusch von Booten wahrnimmt, die am Hafen angelegt haben und hier in der Sommerbrise schaukeln.

Ich finde, dass die kleinen Cafés an der Hafenpromenade geradezu danach schreien, hier vor dem Stadtbummel einen köstlichen griechischen Kaffee zu trinken. Da kann schon mal ein Stündchen vergehen, an dem ihr zeitlos euren Kaffee trinkt, dabei das alltägliche Treiben vor und in die Stadt beobachtet und auch gefühlsmäßig so richtig hier auf der Insel ankommt. Vielleicht kommt euch hier ein berühmter griechischer Ausdruck zu Ohren oder ihr habt diesen schon einmal gehört: "Sigá, sigá"! Ein Ausruf, den Griechen dazu gebrauchen, Ruhe ins Geschehen zu bringen. Sinngemäß übersetzt würde man bei uns sagen: "Kein Stress" oder "Ruhig Blut". Diesen Lebensstil solltet ihr hier unbedingt gleich mitmachen. Aber nicht zu sehr, denn ihr wollt ja auch noch etwas von der Trauminsel zu sehen bekommen. Also raus aus dem Café und gleich ins nächste Gässchen abbiegen, das so verwunschen in die Stadt führt.

Im Stadtinneren der Chora findet ihr etliche weitere Cafés, teilweise in Schräglage, weil einfach ein paar charmante Stühle und Tischchen in den sehr urigen Gassen Platz gefunden haben. Auch typische griechische Tavernen, in denen ihr ein ursprüngliches Mittagessen genießen könnt, findet ihr hier einige. Mein persönlicher Tipp ist die Vassilis Tavern. Hier sitzt man entweder in einer häuslichen Stube oder - besser! - in einem rustikalen, liebevoll mit landestypischen Blumentöpfen dekorierten Hof. Die Kost ist bodenständig und richtig griechisch. Hier kann man wirklich griechisch essen, ohne Firlefanz, ohne touristische Abänderungen der Gerichte. Ein Moussaka, ganz so wie von der griechischen Oma zubereitet, oder ein Souvláki-Spieß, der nicht in eingedeutschten Soßen ertränkt wurde: Diese finden hier auf dem Teller Platz und werden mit einem ungeschliffenen Bauernsalat (Salat, Paprika, Tomaten, Oliven meist aus den eigenen Hainen und grober Fetakäse) serviert. Danach noch ein Ouzo und ein unbeschwerter "Yamas"-Ausruf und schon kann der Spaziergang weitergehen.

Gestärkt weiter zu spazieren lohnt sich: Hinauf ins Burgenviertel zieht es uns jetzt. Ihr habt also einen kleinen Aufstieg vor euch, der aber bewältigbar ist, hinauf zum Kastro (so heißt das Burgenviertel der Chora). Ob die Kirchen mit ihren Säulen auf dem Weg, die prächtigen Burgen im venezianischen Baustil oder auch die Aussicht von hier oben auf den Hafen und die Altstadt: hier ist es einfach schön. Verpasst das bloß nicht, denn hier wird Geschichte lebendig. Die mystische Energie, die von den majestätischen Burgmauern, den Turmruinen und den Schatten hinter diesen Bauten ausstrahlt, ist sogar mit der besten Kamera schwer einzufangen. Hier ist fast jede Ecke ein neues Motiv, das am schönsten in der Sonne am späten Nachmittag wirkt. Die robuste Burgmauer steht seit dem Jahr 1207, auf einer Erhöhung stehen zudem eine Kathedrale aus dem 17. Jahrhndert und die ehemalige katholische Bischofsresidenz. Geschichtsträchtige Gebäude, die in alter Herrlichkeit über der Altstadt emporragen.

Wer nicht heiß auf Palmen ist, findet hier seinen Traumstrand

Das Meer ist türkiesblau und kristallklar, der Sand feinkörnig und fast schneeweiß, die endlos wirkenden Strände sind lediglich durch beeindruckende Felsspitzen voneinander getrennt und hier vergeht die Zeit im Eiltempo. Was wie ein sündhaft teurer Urlaub in der Karibik klingt, zu deren Strände man erstmal stundenlang fliegen und den Jetlag verarbeiten muss, findet aber hier in Europa statt. Ich empfehle euch, um den Süden von Naxos mit seinen traumhaften Sandstränden vollends auszukosten, einen vollen Tag einen Wagen zu mieten und die verschiedenen Stranddestinationen anzufahren. Hier gibt es genug Auswahl und ihr könnt euch dann euren absoluten Favoriten-Strand aussuchen, den ihr für einen daran anschließenden reinen Badetag ideal findet.

Der bekannteste Sandstrand der Insel ist der Plaka Beach. Der langläufige, flache und hellsandige Strand ist für Familien aber auch schlichtweg weniger abenteuerlustige Urlauber ideal. Ein bisschen erinnert dieser mich - also rein optisch gesehen - wegen seiner sandigen Dünenlandschaft an die Nordseeküste. Aber das Klima hier ist doch ein wenig besser geeignet für Sommerträume. Nur wenige Gehminuten vom Strand entfernt steht eine kleine griechische Windmühle, die ihr euch ansehen könnt, wenn ihr euch nach dem Sonnen am Strand mal die Füße vertreten wollt. Ebenso findet ihr hier im vorderen Strandabschnitt (der übrigens Maragas genannt wird) einige Angebote zum Liegen, Sonnenschirme oder andere Strandutensilien ausleihen oder erwerben, solltet ihr nicht selbst vorgesorgt haben. Hier am Plaka Beach genügt eigentlich eine Picknick-Decke, auf diesem weichen Sand liegt man bequemer als auf jeder Liege! Setzt euch noch aus sonnenschutztechnischen Erwägungen eine Kappe oder einen Sonnenhut auf und holt euch bei einer der dort gelegenen Tavernen ein Erfrischungsgetränk und schon seid ihr für einen einzigartigen Genießertag am Strand gerüstet. So einfach geht's.

Der Agios Anna Beach folgt dem Plaka Beach hinter einem Felskap. Auf dem Weg hierher steht eine Kirche, die kaum mehr so aussehen könnte, wie eine kleine griechische Kirche in unser aller Vorstellung. Vermutlich habt ihr auch, so wie ich, einen Kühlschrankmagneten aus Griechenland, eine kleine weiße Kirche mit blauer Türe und weißem Kreuz über dem Eingang? So sieht die Kirche Agios Nikolaos nämlich aus. Bei klarem blauen Himmel ist das ein Anblick wie aus dem Bildband. Aber zurück zu dem Agios Anna Strand: Dieser ist ein wenig naturbelassener und weniger breit als der Plaka. Hier ist vor allem die Klarheit des Wassers erstaunlich. Die Sonnenliegen stehen hier zwar sehr dicht an dicht, doch dürft ihr euch davon nicht abschrecken lassen. Hier ist das Meer so klar, dass man von einem Helikopter aus noch bis zum Meeresboden sehen könnte. Ein weiteres Argument für den Agios Anna Strand sind die modernen Strandbars. Melodische Lounge-Musik, deren Klänge sich mit dem Wellengang beinahe zu einer hypnotischen Wirkung vereint, unfassbar bequeme und stylische Möbel, auf denen man wie auf Wolken sitzt und derart coole Deko, dass man sich von der urig-griechischen Idylle fast nach Miami Beach gebeamt fühlt. Hier solltet ihr unbedingt einen Cocktail trinken, am besten einen Mojito, der mit frisch gepflückter Minze serviert wird.

Die privaten Badebuchten, die sich neben Plaka und Agios Anna nebeneinander reihen, sind in den Vor- und Nachsaisonmonaten tatsächlich noch sehr privat. Hier mit dem Mietauto hinfahren, ausgerüstet mit Jause, Trinken, Badekleidung und Sonnenschutz, kann euch eine ganz neue Definition vom Begriff "Ruhe" näherbringen. Kein Getummel, kein Stress, keine Mitmenschen, kein Lärm, kein Müll, kein Straßenlärm: Wenn ihr schon länger mal wieder vorhattet, entspannt und ruhig ein gutes Buch zu lesen, dann fahrt ein paar Strandbuchten im Süden der Insel ab und sucht euch ein ruhiges Plätzchen. Das ist fast zu schön um wahr zu sein, aber ich konnte es selbst erleben: pure Ruhe und Gelassenheit. Wie wenig es braucht um wahrlich glücklich zu sein: Meer, Strand, Urlaub, Ruhe, private Badebucht, Köstlichkeiten aus der griechischen Taverne,... gut, ich gebe zu, einiges gehört schon dazu, aber das findet ihr hier bestimmt! Noch ein Bonus bei diesen traumhaften Badeplätzen am südlichen Strand ist, dass man bei klarer Sicht einen sensationellen Ausblick auf die Nachbarinsel Paros hat.

Die Orte für eine Rundfahrt

In aller Ausführlichkeit habe ich euch nun von den wichtigsten Traumzielen auf der Kykladen Insel erzählt. Wenn ihr mit einem Mietwagen unterwegs seid, gibt es jedoch noch weitere Destinationen, die es wert sind, gesehen und hier erwähnt zu werden. Ihr solltet euch bei einer Rundfahrt im Auto auf wilde Straßenabschnitte und völlige Desorientierung einstellen. Straßenschilder sind auf Naxos sehr rar und auch mit einem Inselplan ist es nicht zwangsläufig ein Leichtes, den Weg zu Dörfern oder auch Tankstellen zu finden. Mit so einem Inselplan könnt ihr euch auf jeden Fall auf die Suche nach Vourvouria, Filoti, Apeiranthos, Moutsouna und an die Nordspitze Apollanas machen.

Zur Aufklärung: Bei Vourvouria handelt es sich um ein kleines, beschauliches Dorf inmitten der Insel. Filoti ist ebenso ein zentrales Dorf am Fuße des Zas. Die Fahrt zum Inselzentrum führt durch wilde Bergpfade, hier genießt ihr die Ansicht auf die Berglandschaft. Bei einer lustigen Partie "Ich seh', ich seh', was Du nicht siehst" könnte es allerdings schwierig werden, denn die Fahrt ist sehr grün- und pflanzenlastig. Hier wird euch die vielfältige Flora der Insel so richtig bewusst. Apeiranthos ist ein kleines Bergdorf, in dem absolut nichts mehr touristisch ist. Hier werden Touristen meiner Erfahrung nach auch nicht mit derart offenen Armen begrüßt wie in Dörfern oder Städten, die Touristen gewohnter sind. Griechische Ursprünglichkeit in Reinkultur! Moutsouna ist ein Küstendorf im Osten der Insel und in einer offenen, weitläufigen Bucht gelegen. Ein ganz neuer, anderer Blick aufs ägäische Meer als jener, den ihr vom Süden gewohnt seid. Apropos Süden: Die große Faszination in jedem Land obliegt doch meist dem Gegenpol und damit dem Norden, nicht wahr? Apollonas ist der einzige Touristenort an der Nordküste und ich würde es als ein Dorf beschreiben, in dem die Seele Griechenlands so richtig zur Geltung kommt.

Ich wünsche euch für eure Reise nach Naxos, dass ihr die für euch besten Orte erlebt. Sollte das ein reines Verweilen an einem der südlichen Traumstrände sein, wäre dies ebenso nachvollziehbar wie ein sich täglich wiederholender Stadtbummel durch die Altstadt und das Burgenviertel, wo ihr einfach in jeder Gasse etwas Neues entdecken könnt. Für die Erlebnisdurstigen eignet sich eine Mietwagenrundfahrt in die Bergdörfer und an die vier Küsten. Diese Insel hat meiner Meinung nach für jeden Griechenland-Fan etwas zu bieten.

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