Kos - ein Inselbesuch
Schon der griechische Dichter Herodas wusste Bescheid. Er schrieb – drei Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung – ein Loblied auf die Insel Kos: „Kos ist lieblich, angenehm zum Wohnen und reich an Wasser.“ Mich hat an Kos vor allem der Punkt fasziniert, dass die Insel ihre Bewohner offenbar von Anfang an zu Höherem inspirierte. Die allererste Astrologie-Schule der Geschichte wurde vor ca. 2300 Jahren dort gegründet. Auch der berühmteste Arzt aller Zeiten – Hippokrates – wirkte auf Kos. Da die Insel außerdem für ihre langen Strände, traumhafte Landschaft und idyllischen Dörfer berühmt ist, war Kos vor meinem inneren Auge ein Paradies auf Erden. Ich wurde nicht enttäuscht.
Ankunft auf Kos und der erste Tag
Alte Dörfer und phantastische Ausblicks-Punkte
Nach der Landung habe ich in einem Hotel in der Hauptstadt übernachtet. Morgens streifte mein Blick über die Uferpromenade mit ihren hohen Palmen. Das tiefblaue Meer der Ägäis zeigte sich von seiner schönsten Seite.
Trotzdem habe ich an diesem ersten Tag die Hauptstadt Kos sehr schnell hinter mir gelassen. Ich wollte erst die Insel kennen lernen und dann irgendwo baden und das Meer genießen. Mit einem Mietwagen ging es zur romantischen Burgruine von Antimáchia. Der Weg führt Richtung Flughafen über eine kleine Hochebene, die langen Reihen der Zinnen sind schon Weitem sichtbar. Kreuzritter hatten sich hier einst versteckt, zwei kleine Kirchen sind aus dieser Zeit erhalten geblieben.
Vom Südrand der Burg konnte ich meinen Blick über die fruchtbare Küstenebene bis hinüber zur Nachbarinsel Nissiros streifen lassen. Was mögen die Kreuzritter damals gedacht haben, als sie hier standen? Haben sie von Jerusalem oder von ihrer Heimat in Frankreich oder England geträumt? Oder wurden sie vom Zauber der Ägäis eingefangen und wären am liebsten hier – auf dieser zauberhaften Insel – geblieben?
Die nächste Etappe war deshalb das kleine Dorf Antimáchia. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, und obwohl es inzwischen natürlich Shops für Touristen gibt, habe ich in einem sehr ursprünglichen Restaurant kalte, gefüllte Weinblätter gegessen und einen griechischen Kaffee getrunken.
Das Dorf soll schon über 3000 Jahre alt sein, und es hat beeindruckende Gemäuer und eine uralte Mühle – die „Milos tou Papa“. Wunderschön war auch das nächste Dorf auf meiner Rundreise: Kefalos. Der Ort liegt an einer tiefblauen Bucht im Südwesten der Insel. Südlich erheben sich einige Berge, nördlich die fruchtbare Landschaft von Katafigio. Die Häuser sind weiß verputzt, die Gassen unfassbar eng.
Es war ein sehr heißer Tag, aber die frische Meeresbrise sorgte dafür, dass die Hitze nicht unangenehm wurde. Hier wollte ich einen Tag bleiben, und zum Glück fand ich sehr schnell ein Zimmer in einem kleinen Hotel in Strandnähe. Abends kehrte ich in das Restaurant Hippokrates ein. Das Gemüse dort stammt aus dem eigenen Garten, das Fleisch wird gegrillt, der Wein ist gut gekühlt.
Das erfrischende Meer und ein Ausflug auf Kos
Morgens ging ich an den Strand der Agios Stefanos Beach. Schon alleine dafür lohnte sich die Fahrt quer über die Insel! Das Wasser war glasklar, und der Andrang an Touristen eher mäßig. Vor dem Strand erhebt sich mitten aus dem Wasser ein riesiger Felsen mit einem kleinen Kirchlein, das weiß geputzt ist und mit seinem blauen Dach in der Sonne leuchtet. Der Fels ist so nah, dass ich das Gefühl hatte, hinüberschwimmen zu können.
Der Felsen hat einen eigenen Namen: Kastri. Die Kirche ist dem Schutzheiligen der Seefahrer gewidmet. Ich habe gesehen, dass es einigen wirklich gelungen ist, Kastri schwimmend zu erreichen. Ich wollte mir an diesem Morgen nicht so viel zumuten und habe mich erst einmal den Sehenswürdigkeiten auf der Landseite gewidmet.
Und davon gibt es auf einer griechischen Insel wie Kos natürlich jede Menge! Bereits direkt neben dem Strand liegen die Ruinen der Agios-Stefanos-Basilika. Alte Mosaike und Überreste von Säulen sind Zeitzeugen aus einer anderen Epoche. Ruinen und Ausgrabungen gibt es überall auf Kos, und man stößt auf sie, wo man auch geht oder fährt. Alleine in der Gegend um Kefalos gibt es mindestens zehn wichtige Ruinen, die jeder Archäologiefreund besuchen sollte.
Ich habe mir nicht alles angeschaut, denn ich wollte mir für meine nächste Kos-Reise noch einiges aufheben. Aber die Ruinen der Kirche des Agios Mamantos, die elf Kilometer südlich von Kefalos liegen, waren noch auf meinem Plan, denn von dort aus gibt einen atemberaubenden Blick über das Meer. Dann war noch einmal Zeit für eine Pause am Strand, bevor es in mein Hotel in Kefalos zurückging.
Auf nach Kardamena!
Am nächsten Morgen ging es in das nahe Kardamena, einem kleinen Ort an der südlichen Küste von Kos. Weil Kefalos berühmt für seinen Honig und seine Süßspeisen ist, habe ich vorher in einem kleinen, lokalen Laden noch Honig und einige lokale Kuchenspezialitäten für unterwegs gekauft. Außerdem gab es ein Glas frisch gepressten Orangensaft. Nirgendwo schmeckt er so gut, wie hier.
Kos ist eine relativ kleine Insel. Von der Hauptstadt im Nordosten bis nach Kefalos im Südwesten sind es nur knapp 40 Kilometer. Die Insel ist an den meisten Stellen nur wenige Kilometer breit. Obwohl die Straße von Kefalos nach Kardamena nicht direkt an der Küste entlangführt und man sogar den Umweg über den Flughafen nehmen muss, der in der Mitte der Insel liegt, hat man auf der Fahrt deshalb trotzdem meist einen wunderschönen Blick auf das Meer. Man kann auch mutig sein und in Küstennähe auf Feld- oder Schotterwegen bleiben. Ich habe die befestigte Straße bevorzugt!
Kardamena ist heute ein kleiner Ort mit ein paar Tausend Einwohnern. Es ist ein Touristenort mit Hotels, Pubs und Cafés. Kaum zu glauben, dass Kardamena einmal ein zentraler Punkt im Mittelmeerraum war. In der Antike hieß er Alasarna und hatte zahlreiche Einwohner, angeblich waren unter ihnen viele Sklaven. Natürlich gibt es aus dieser Epoche noch Ruinen! Die Säulen des ehemaligen Apollo-Tempels erzählen davon, wie wichtig Kardamena damals war. Ich habe mich kurz umgesehen, in einem griechischen Restaurant gegessen und bin dann weitergefahren. Kardamena ist der perfekte Ort für Leute, die nach einem Tag am Strand abends Trubel um sich haben wollen. Pubs gibt es jedenfalls zur Genüge! Ich wollte nun aber lieber die Nordseite der Insel entdecken.
Der Norden der Insel Kos
Über Zia, einem winzigen Bergdorf mit zahlreichen Kräuterläden und Ständen mit Taschen und Kleidung ging es Richtung Mastichari an der Nordküste der Insel. Natürlich machte ich erst noch eine Pause in Zia – der Ausblick dort ist atemberaubend! Touristen aus aller Herren Länder durchströmen die Gassen und beleben das Dorf, in dem es nur ein paar Handvoll feste Einwohner gibt.
Dann ging es weiter nach Mastichari, das an einem winzigen Zipfel der Insel an der Nordküste liegt. Westlich des Zipfels ist der lange Strand, rechts eine Steilküste, an der Hotels mit Pools errichtet wurden. Der Ort selbst zieht sich an der Straße entlang, die von der Küste in die Berge führt. Es gibt auch einen kleinen Hafen für Segler. Hier herrscht vor allem Ruhe und Besinnlichkeit. Allerdings hatte ich gehört, dass in Matichari der beste Fisch der Insel serviert wird! Ich habe deshalb dort eine Taverne besucht, und kann es bestätigen. Der Fisch ist auf Kos immer frisch und köstlich, aber hier war er etwas Besonderes.
Der Strand ist bei den Windsurfern sehr beliebt, der Sand ist fast schneeweiß und erinnert an die Karibik. Weil ich gelesen hatte, dass es in Mastichari den schönsten Sonnenuntergang der Insel gibt, wollte ich wissen, ob das stimmt. Ich habe mich deshalb an den Strand gesetzt und beobachtet, wie sich der Himmel langsam in Orange und Rot verfärbte, schließlich dunkel wurde und langsam das erste glitzern der Sterne zu sehen war. Romantik pur!
Am nächsten Morgen ging es weiter nach Marmari. Der Ort ist bei Touristen sehr beliebt, weil Kos-Stadt nur 15 Kilometer entfernt ist, und auch der Flughafen innerhalb einer viertel Stunde zu erreichen ist. Der Strand ist lang, es gibt zahlreiche Restaurants, Cafés, Tavernen und Shop. Marmari lädt zum Entspannen und zum Schwimmen ein. Ich bin dort nicht geblieben, sondern weiter nach Tigaki gefahren. Dort habe ich sehr schnell ein Zimmer in einem der vielen angesagten Hotels bekommen. Hier wollte ich einen Tag entspannen!
Von Tigaki über Lambi nach Kos-Stadt
Tigaki hat einen kilometerlangen, weißen und flachen Strand. Kein Wunder also, dass sich hier vor allem Familien mit kleinen Kindern sehr wohl fühlen. An dem Tag, an dem ich dort war, plantschten viele Kinder im flachen Wasser, bauten Sandburgen und machten im ruhigen Meer ihre ersten Schwimmübungen. Ich konnte mich herrlich in einem der zahlreichen ruhigen Ecken des Strandes entspannen. Das Wasser ist auch hier kristallklar.
Der Ort steht im Winter leer und erwacht erst mit den Touristen im Sommer zum Leben. Dann macht man ihn aber so schön wie möglich! Die neuen Straßen zwischen den Geschäften, Restaurants sind voller Blumenanlagen und Beete. Im Restaurant Esperos gab es abends original griechische Küche. So soll griechisches Essen schmecken! Es war hervorragend.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Lambi. Zum ersten Mal auf meiner Fahrt sah ich hier einen Kieselstrand. Außerdem gab es jede Menge Touristen, da Kos-Stadt sehr nahe liegt und mit dem Taxi in fünf Minuten zu erreichen ist. Außerdem gibt es direkt am Strand ein Hotel neben dem anderen. Zwischen den Anlagen und den Häusern von Alt-Lambi wachsen Blumen, Büsche, Olivenbäume und Wein. Der Ort ist so grün wie eine Parkanlage. Selbst Orangenbäume und Zitronen wachsen direkt am Wegesrand. Hier habe ich verstanden, warum die Griechen ihr Kos auch als „schwimmenden Garten“ bezeichnen. Es blüht und grünt einfach überall!
Im Hintergrund erkannte ich die Gipfel des Dikeos-Gebirges, in dem ich das idyllische Bergdorf Zia besucht hatte. Kos zeigt in Lambi seine Vielfältigkeit. Landwirtschaft und Tourismus gehen hier Hand in Hand, und vom Meer aus sind es immer nur wenige Kilometer bis in die Berge.
Die Geheimnisse von Kos-Stadt
Nun war es endlich Zeit, die Stadt Kos genau kennen zu lernen. Unmittelbar ist der Ort vor allem auf den Tourismus eingerichtet. Beim näheren Hinschauen finden sich doch zahlreiche interessante Details. Direkt in der Stadtmitte erheben sich beispielsweise die Ruinen des „Gymnasion“, also jenem Ort, an dem die griechische Jugend in der Antike fit wurde – und das auf allen Gebieten. Die Stadt Kos müsste eigentlich für alle Ärzte dieser Welt ein absolutes „must“ sein, denn ganz in der Nähe der Gymnasion-Ruinen steht die Platane des Hippokrates, jenem griechischen Mediziner, auf den alle unsere Ärzte heute ihren Eid schwören müssen.
Hippokrates hat ca. 400 v. Christi auf Kos gelebt und gewirkt. Unmittelbar neben dem alten Baum, der nach Hippokrates benannt wurde, finden sich die Ruinenfelder „Agora“, dem einstigen Versammlungsort von Kos. Interessanterweise waren die Schätze von Kos in Vergessenheit geraten. Erst ein Erdbeben 1933 brachte sie wieder ans Tageslicht. Wer sich alle Funde genauer ansehen will, kann das Archäologische Museum besuchen.
Ich bin von der Agora weiter über die Brücke zur alten Kreuzritterfestung Neratzia gewandert. Die Burg war im 14. und 15. Jahrhundert hart umkämpft. Was mir an Kos überall sehr gut gefallen hat und auch hier wieder deutlich wurde: Alle Ausgrabungen sind frei zugänglich. Besucher sind überall willkommen und können sich frei bewegen.
Abschluss meiner Reise nach Kos in Psalidi
Nachdem ich nun alles gesehen hatte, wollte ich noch einige Tage nur am Meer liegen und mich entspannen. Natürlich hat Kos noch sehr viel mehr zu bieten, aber das sollte auch nicht mein letzter Besuch auf dieser Insel sein. Ich wollte mir noch einige Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse für meine nächste Reise aufheben. Als Ort der Entspannung wählte ich das kleine Psalidi, das etwas südlich von Kos-Stadt liegt.
Psalidi hat lange, wunderschöne Strände und einen prachtvollen Boulevard zum Spazieren. Der Yachthafen ist an einer alten Festung angelegt. Denn natürlich gibt es auch hier Zeugen aus der Vergangenheit! Trotzdem ist auch die Moderne in Psalidi angekommen. Der Strand ist gepflegt, die Sonnenliegen und Sonnenschirme sind relativ kostengünstig zu mieten und versprachen entspannte Stunden.
Gleichzeitig ist in Psalidi immer etwas los. Mit Booten geht es zum Wasserski-Fahren oder zum Schnorcheln, und die Windsurfer halten am Strand immer nach dem richtigen Wind Ausschau. An diesem Strand fühlen sich Familien genauso wohl, wie ältere oder ganz junge Leute.
Nach zwei Tagen Nichtstun habe ich mich für einen Segelausflug entschieden und Kos vom Wasser aus bewundert. Wie grün diese Insel aus der Ferne leuchtet! Und wie schön sie ist. Wie ein verzaubertes Juwel im Mittelmeer liegt sie inmitten in der Ägäis. Eines ist deshalb sicher: Ich komme bestimmt bald wieder!
Hier gibt es mehr Infos zu Kos:
Autorin: Ingrid Franck
Ich habe bereits Urlaub auf Kreta gemacht. Dieses mal sollte es eine etwas kleinere Insel sein. Ich habe mich für Kos entschieden. Ich bin von dieser Insel des Dodekanes begeistert wie man dem Bericht vermutlich auch entnehmen kann. Das war bestimmt nicht mein letzter Besuch auf Kos.
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